HLVd Hygienemaßnahmen

Im Folgenden werden Maßnahmen vorgestellt, mit denen sowohl eine Einschleppung des latenten Hopfenviroids (und anderer Pathogenen) in den Betrieb als auch eine weitere Übertragung derselben auf gesunde Pflanzen verhindert werden können. Um einen Bestand frei von mikrobiellen Pathogenen zu bekommen und zu behalten, müssen Präventions- und Hygienemaßnahmen mit regelmäßiger Testung kombiniert werden. Weiters ist ein Verständnis über das Lebenszyklus und über die Übertragungswege dieser Pathogene entscheidend für ihr erfolgreiches Management

Prävention

Neuzugänge

Bevor ein neuer Steckling oder Sämling in einem gesunden Bestand aufgenommen wird, sollte er so lange in gesonderten Räumlichkeiten gehalten werden, bis er auf mikrobielle Pathogene getestet wurde. Dabei empfiehlt es sich Wurzelmaterial zu testen, am besten zwei Mal im Abstand von ca. vier Wochen. Bei ganz jungen Pflanzen kann die Ausbreitung des Befalls im Pflanzengewebe ungleichmäßig verteilt und die Infektionslast zu niedrig sein, um mit nur einer Testung eine verlässliche Aussage treffen zu können.

Einschleppung durch den Menschen

Bei HLVd ist das Risiko der Einschleppung durch Mitarbeiter (oder Besucher) eher gering, bei pilzlichen Pathogenen wie Fusarium spp. oder Pythium spp. hingegen durchaus erheblich. Pilzsporen können auf Kleidung und Schuhsolen leicht in den Betrieb eingeschleppt werden. Es ist deshalb wichtig, Straßen- und Arbeitsbekleidung zu trennen und Besuchern Schutzbekleidung und Überziehschuhe anzubieten.

Einschleppung durch Substrate

Sollten keine zertifiziert pathogenfreie Substrate zur Verfügung stehen, sollten diese untersucht und gegebenfalls sterilisiert werden.

Hygiene

Desinfektion von Werkzeug und Oberflächen

Die meisten mikrobielle Pathogene lassen sich mit alkoholbasierten Präparaten abtöten. Viroide haben sich jedoch als sehr persistent und unempfindlich gegenüber gängigen Desinfektionsmitteln erwiesen. So kann weder mit Alkohol oder Wasserstoffperoxid noch mittels UV- oder Hitzesterilisation eine vollständige Inaktivierung des HLVd gewährleistet werden.

Als effektives Desinfektionsmittel wird eine ca. 5 %-ige Natriumhypochlorit-Lösung empfohlen, die zweckmäßig durch Verdünnen einer herkömmlichen Haushaltsbleiche (1 Teil Bleiche, 10 Teile Wasser) hergestellt werden kann.

Wichtig ist, dass die verwendeten Werkzeuge und Arbeitsflächen für zumindest 60 Sekunden gründlich mit der Chlorbleiche benetzt werden, bevor sie an der nächsten Pflanze zum Einsatz kommen. Um einen raschen Arbeitsablauf beizubehalten, können z.B. mehrere Scheren in einem Gefäß mit Bleiche aufbewahrt und nach Bedarf entnommen werden. Da überschüssiges Natriumhypochlorit auf pflanzliches Gewebe schädigen kann, sollten Werkzeuge und Oberflächen unmittelbar nach der Desinfektion durch Abwaschen mit sauberem Wasser abgespült oder abgetupft werden. Auch die behandschuhten Hände sollten in regelmäßigen Abständen mit der genannten Chlorbleiche desinfiziert werden.

Pflanzenabfälle und infizierte Pflanzen

Pflanzenabfälle sind ideale Substrate für pilzliche (und auch für tierische) Pathogene, sie sollten deshalb immer prompt und sorgfältig entsorgt werden. Infizierte Pflanzen müssen sorgfältig aus dem Bestand entfernt und entsorgt werden, um das Risiko der Verbreitung von Pilzsporen durch die Luft oder die Verbreitung von HLVd durch Pflanzensaft zu vermeiden.

Gießwasser

Pathogene können auch leicht mit Wasser übertragen werden. Vor allem bei Systemen, wo das überflüssige Gießwasser gesammelt und wiederverwendet wird, ist das Risiko der Verbreitung einer Infektion enorm groß. Gießwasser sollte daher in regelmäßigen Abständen getestet werden.

Testung

Welche Pflanzen in welchen Abständen getestet werden sollten, kann aus unserer Anleitung zur Testungsstrategie entnommen werden. (Link zur strategischen Anleitung)